Einst hatte jede Region ihre eigenen, über Jahrhunderte an die lokalen Gegebenheiten angepassten Nutztierrassen gezüchtet. Diese gehörten (wie ihre Bauten) zu ihrem Kulturerbe. Durch Einkreuzungen und Leistungszucht wurden diese Rassen in den letzten 80 bis 90 Jahren verdrängt. Im Gegensatz zu Schafen, bei denen viele traditionelle Rassen erhalten blieben, war der Verlust bei den Schweinen dramatisch. Heute gibt es fast nur noch die veredelten, rosafarbenen Schweine. Damit hat sich auch die Alpung von Schweinen radikal gewandelt.
Die modernen Leistungsrassen sind aufgrund ihres Körperbaus nicht mehr für die Beweidung von Bergweiden geeignet (kurzbeinige, lange und schwere Körper). Die rosafarbenen Tiere haben kaum Haut-Pigmente und vertragen das starke UV-Licht der Alpen schwer. Sie leiden schnell unter Sonnenbrand (heikel!). Sie müssen vor Wetterumschlägen, grossen Temperaturunterschieden und raschen Klimawechseln im rauen Alpenklima geschützt werden. Die modernen Tiere werden zwar zur Verwertung der Molke weiter auf Kuhalpen mitgenommen, werden dort aber meist in Ställen gehalten und mit hinzu geführtem Getreide gemästet. Mit den ursprünglichen, extensiven Weideschweinen haben sie nicht mehr viel gemein.
Ende Mai 2013 machte Dr. Alessio Zanon von der Veterinäruniversität Parma, Schweine-Experte der italienischen Organisation zur Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen (RARE), darauf aufmerksam, dass eine letzte Gruppe kleiner, schwarzer Veltliner-Schweine in einer Fattoria Didattica überlebt habe, aber leider verschwinden werde. Er bat, Erhaltungsmassnahmen zu ergreifen (Veltliner-Schweine sind identisch mit den früheren Bündner-Schweinen). Im Wissen darum, dass eine Rasse ausstirbt, bevor alle Tiere tot sind, übernahm das "Netzwerk alte Alpenrassen" (heute Pro Patrimonio Montano) spontan die Tiere und baut nun die Zucht neu auf. Da die Veltliner-Schweine letzte wirkliche Alpenschweine sind, die sich klar von den grösseren, ebenfalls fast verschwundenen Schweinen der Po-Ebene unterscheiden (Mora Romagnola, Nero di Parma), soll zumindest der Ökotyp dieses Schweines bewahrt werden. In diesem Ökotyp sollen auch andere Reliktexemplare des südlichen Alpenraumes zusammengeführt werden.
Inzwischen wurden weitere Einzeltiere gefunden: Im Val Chiavenna eine kleine Gruppe der grossen, gescheckten Samolaco-Schweine und im einem Südtiroler Seitental letzte, ebenfalls gescheckte Südtiroler Schweine. Die Suche geht weiter!